1. Was ist Rheuma?
Mit „Rheuma“ bezeichnet man in der Umgangssprache Beschwerdebilder und Krankheiten mit fließenden, reißenden und ziehenden Schmerzen und funktioneller Einschränkung am Bewegungssystem (Gelenke, Wirbelsäule, Knochen, Muskeln und Sehnen).
In der Rheumatologie kennt man mehr als 200 verschiedene rheumatische Krankheiten. Rheumatoide Arthritis, Arthrosen, Osteoporose und Weichteilrheuma wie Tennisellbogen, Polymyalgia rheumatica und Polymyositis sind die häufig auftretende rheumatische Krankheiten.
2. Woher kommt Rheuma ?
2.1. Pathogenese des Rheumas aus Sicht der Schulmedizin
Rheumatoide Arthritis ist eine autoimmunbedingt entzündliche Krankheit. Störungen des Immunsystems, wie Autoimmunkrankheiten und Kristallablagerungen in Geweben sind wichtige pathogenetische Faktoren.
Arthrosen sind degenerative Gelenkkrankheiten. Durch Überbelastungen, Entzündungen oder starkes Übergewicht sind Knorpel und anderen Gelenkstrukturen geschädigt.
Stoffwechselstörungen wirken sich in vielfältiger Weise am Bewegungssystem aus. Bei der Osteoporose findet ein Abbau von Knochenmasse und -struktur mit erhöhter Knochenbrüchigkeit statt.
Als Weichteilrheumatismus werden schmerzhafte Syndrome des Bewegungsapparates unter Ausschluss der Gelenke und Knochen bezeichnet. Muskeln oder Muskelansätze, Sehnen, Sehnenscheiden, Ansätze der Sehnen und Bänder, Schleimbeutel oder das Binde- und Fettgewebe können betroffen sein. Die Entwicklung des Weichteilrheumas beruht nicht auf einer einzigen Ursache, sondern kommt durch mehrere Faktoren zustande, wobei wahrscheinlich auch eine persönliche Veranlagung eine Rolle spielt. Zu den chronischen, ausgedehnten und schmerzhaften Veränderungen der Weichteile spielen anhaltende und wiederkehrende schwere seelische Zustände (z.B. Ängste, Depressionen, aber auch Aggressionen) und körperliche Belastungssituationen (z.B. Fehlhaltungen, Überlastung oder Verspannungen) eine wesentliche Rolle.
Die Ursachen und Auslöser der rheumatischen Krankheiten kann bei vielen Patienten auch unbekannt sein. Erbfaktoren spielen eine wichtige Rolle.
2.2. Pathogenese des Rheumas aus Sicht der TCM
2.2.1. Hypofunktion der Milz und Mangel an Nierenessenz
Der Begriff der Milz unterscheidet sich in der TCM deutlich von der Schulmedizin. Ihre Funktion ist es, Nahrung zu verdauen, Nährstoffe zu absorbieren und in den ganzen Körper zu transportieren, Qi und Blut zu erzeugen, das Blut in den Gefäßen am Fließen zu halten und beim Wasserhaushalt mitzuwirken. Die Milz ist in der TCM ein wichtiges inneres Organ, um alle Muskeln, Sehnen, Bänder, Binde- und Fettgewebe zu ernähren und zu unterstützen. So sagt man in der TCM „Die Milz beherrscht die Muskeln“. Wenn die Funktion der Milz schwach ist, kommt es durch ungenügende Qi- und Blutbildung zuerst zu Qi- und Blutmangel. Durch die mangelnde Ernährung entsteht dann Muskelschwund, Muskelschwäche und eventuell eine Störung oder Schwächung des Immunsystems. Viele Patienten, die an Weichteilrheuma oder autoimmunbedingter entzündlicher Arthritis leiden, haben meistens eine Hypofunktion der Milz.
In der TCM sagt man „Die Niere beherrscht die Knochen“. Die Niere speichert vitale Essenz, aus der sich das Knochenmark bildet, Knochenmark ernährt die Knochen in der Knochenhöhle. So sind die Funktion der Knochen und der Zustand der Nierenessenz eng miteinander verbunden. Wenn ein Mangel an Nierenessenz besteht, wird die Herstellung des Knochenmarks reduziert. Wegen des Mangels an Knochenmark werden dann die Knochen schlecht ernährt. Das kann Osteoporose oder Arthrosen verursachen und zu verschiedenen Knochen- und Gelenkschmerzen führen.
Hypofunktion der Milz und Mangel an Nierenessenz sind die intrinsischen Grundlagen einer rheumatischen Krankheit.
2.2.2. Eindringen von Wind und Kälte, Blockierung von Feuchtigkeit und Blut-Stase
Als Auslöser der rheumatischen Krankheit kommen viele pathogene Faktoren in Betracht. Dazu zählen Wind, Kälte, Feuchtigkeit und Blut-Stase. Äußerer Wind und Kälte dringen durch die Haut ein und behindert die Zirkulation des Abwehr-Qi sowie Blut in Muskeln und Gelenken. Das führt zu Steifheit und zusammenziehendem Schmerz. Die Kälte kann auch innerlich hervorgerufen werden. Innere Kälte entsteht aus einem Yang-Mangel, meist der Milz oder der Niere.
Feuchtigkeit ist ein pathogener Faktor vom Yin-Typ und neigt dazu, das Yang zu schwächen. Feuchtigkeit bzw. Nässe bezieht sich nicht nur auf entsprechendes Wetter, sondern auch auf feuchte Wohnbedingungen. Äußere Feuchtigkeit kann man sich auch durch das Tragen nasser Kleidung oder durch Arbeit an feuchten Orten zuziehen. Innere Feuchtigkeit entsteht durch eine Schwäche der Milz, gelegentlich der Niere. Wenn die Milz-Funktion bei der Umwandlung und dem Transport der Körperflüssigkeiten versagt, werden diese nicht transformiert und sammeln sich in Form von Feuchtigkeit an. Die pathogene Feuchtigkeit kann die Leitbahnen befallen und sich in den Muskeln oder Gelenken festsetzen, wo sie dumpfe Schmerzen und Gelenksschwellungen hervorruft.
Bei der Entstehung der rheumatischen Krankheiten sind Wind, Kälte und Feuchtigkeit in der TCM die drei wichtigsten äußeren pathogenen Faktoren. Sie wirken oft zusammen und führen häufig zu einer Blut-Stase. In der TCM gilt es der Grundsatz: „Obstruktion verursacht Schmerzen.“
In Winter sind pathogener Wind, Kälte und Feuchtigkeit ungewöhnlich stark. Deshalb treten rheumatische Erkrankungen häufig im Winter auf bzw. verschlimmern sich rheumatische Schmerzen bei kaltem Wetter deutlich.
3. Wie können rheumatische Krankheiten erfolgreich behandelt werden?
Die rheumatischen Krankheiten stellen ein sehr komplexes Krankheitsbild dar. Es lassen sich verschiedene Ursachen aufweisen, die zu rheumatischer Krankheit führen. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, die Entstehungsfaktoren des Rheumas und dessen genaue Symptomatik bzw. Ausprägung (Art des Schmerzes, Lokalisation etc.) zu ergründen. Nur so kann eine aufschlussreiche Diagnostik und somit eine gezielte wie auch erfolgreiche Behandlung des Patienten gewährleistet werden.
3.1. Die TCM betont die Syndromdifferenzierung in der Diagnose des Rheumas
Die TCM begründet die Syndromdifferenzierung in einer umfassenden Analyse aller Symptome und Zeichen, einschliesslich der Ursache, Natur und Lokalisation der Erkrankung und des physischen Zustandes des Patienten. Dabei werden die Eigenschaften der Krankheit (Kälte/Hitze, Fülle/Leere) endgültig bestimmt.
Die Einteilung nach Leere und Fülle ergibt, dass der Schmerz durch Eindringen von Wind-Kälte-Feuchtigkeit oder aufgrund von Blut-Stase eine Fülle-Natur aufweist, Hypofunktion der Milz und Mangel an Nierenessenz ziehen hingegen Leere-Schmerzen nach sich. Fülle-Schmerzen sind dumpf und wandernd, wenn sie durch Wind bedingt sind. Kälte verursacht intensive, fixierte, krampfartige oder zusammenziehende Schmerzen, die sich durch Wärme bessern. Wenn Feuchtigkeit/Nässe die Ursache ist, so sind die Schmerzen dumpf mit einem Schweregefühl oder Gelenksschwellungen. Heftige, fixierte und stechende Schmerzen werden von Blut-Stase verursacht. Leere-Schmerzen sind eher ein dumpfes Wundheitsgefühl, sie bessern sich durch Bewegung.
3.2. Individuelle Behandlung
Die Erstellung des Behandlungsprinzips basiert auf der ganzheitlichen Betrachtungsweise der chinesischen Medizin und den Ergebnissen der Syndromdifferenzierung. Bei Leere-Schmerzen wie Osteoporose ist das Haupttherapieprinzip: Ernährung des Blutes, Tonisierung von Milz und Niere und Unterstützung der Sehnen und Knochen. Bei Fülle-Schmerzen kann das Haupttherapieprinzip gemäß der Syndromdifferenzierung unterschiedlich sein: Wind-Vertreibung, Kälte-Zerstreuung, Nässe-Auflösung oder Blut-Stase-Beseitigung. Um die Wirkungen zu verbessern, werde verschiedene Behandlungsprinzipien häufig miteinander kombiniert, z.B. eine Kombintion von Kälte-Zerstreuung und Nässe-Auflösung.
3.3. Erfolgreiche Methoden
Die Behandlung der rheumatischen Krankheiten besteht häufig aus einer Kombination von verschiedenen Therapien. Erfolgreiche Behandlungsformen in der TCM sind Akupunktur, Tuina-Massagen, Schröpfung, Wärmetherapie und Kräutertherapie.
Akupunktur und Tuina-Massage helfen den Patienten, ihre Muskeln und Sehnen zu entspannen und Verkrampfungen zu lösen. Sie beseitigen die Blockaden innerhalb des Muskels, Gelenks und Meridiansystems, verbessern den Energiefluss und fördern die Blutzirkulation. Schröpfung kann nicht nur die Muskeln entspannen, sondern auch die pathogenen Faktoren Wind und Kälte durch die Haut direkt aussaugen. Obwohl Wärmetherapie für den akuten Rheumatismus nicht geeignet ist, wirkt sie bei vielen chronischen rheumatischen Erkrankungen sehr gut. Die Wärme entspannt die Muskeln, hilft bei der Kälte-Zerstreuung und fördert die Absorption von lokalen entzündlichen Exsudaten und Feuchtigkeit, was die Wirkung der Akupunktur unterstützt.
Die chinesische Kräutertherapie (Phytotherapie) ist bei rheumatischen Erkrankungen besonders wertvoll. Die chinesische Kräutertherapie kann pathogene Winde vertreiben, Feuchtigkeit eliminieren, die Meridiane erwärmen, Kälte und Obstruktionen beseitigen. Die Meridiane werden durchlässig, der Fluss von Qi und Blut in den Muskeln, Gelenken sowie in den Meridianen wird angeregt. Dies bewirkt Muskelentspannung, Abschwellung und Schmerzlinderung. Qi und Blut ernährende sowie Milz und Niere tonisierende Kräuter können das Immunsystem stärken, die Muskeln, Sehnen und Knochen ernähren und unterstützen. Die Therapie wirkt nicht nur symptomatisch, sondern beschleunigt durch bessere Durchblutung und Veränderung des Hormonspiegels auch die Heilungsprozesse in den geschädigten Gelenken und Geweben.
TCM hilft Rheumapatienten, ihre Beschwerden zu lindern und ihre Lebensqalität zu verbessern.
Zwar wirken TCM-Therapien nicht so schnell, jedoch erzeugen die Behandlungen keine Nebenwirkungen.
Je früher die Behandlung beginnt, umso besser sind die erzielten Ergebnisse.
Sollten Sie noch Fragen zu diesem Thema haben, oder selbst davon betroffen sein, dann treten Sie gerne mit uns in Kontakt.